Das Sonntagabendgefühl
Das Sonntagabendgefühl schlich sich an, bloss war es nicht Sonntag und schon gar nicht abends; es war ein heiterheller Montagmorgen. Sonnig noch dazu.
Es kam.
Seufzte.
Und blieb.
Es machte sich breit und gemütlich, begleitete mich überall hin, etwa zum Einkaufen. Fröhlich singend (gut, wohl eher traurig summend, aber jedenfalls nervig) sass es neben mir auf dem Beifahrersitz, schmuggelte mir eine Menge Schokolade in meine Einkäufe, fuhr dann schweigend mit zurück, setzte sich an den Tisch und folgte mir schliesslich anhänglich wie ein junges Kätzchen in die Küche, wo es sich an den Kühlschrank lehnte und mich mit traurigen Augen beobachtete. „Was willst du hier? Jetzt?“ fragte ich und schloss dabei eine Schranktür.
Das Sonntagabendgefühl jedoch zuckte bloss mit den Schultern und schaute auf seine Schuhe.
Wie bereits gesagt; es blieb.
Denn es lässt sich schlecht abschütteln, es ist klebrig, wie Sand an Socken; ein ganz und gar eigentümliches Gefühl. Nicht so recht greifbar, irgendwie schwebend und gleichzeitig schwer. Eigenartig. Kommen tut`s dann, wenn’s doch eigentlich grad so schön wäre, so gemütlich… und eigentlich noch ein bisschen so bleiben könnte.
Es ist die Glocke, die den Sonntag ausläutet, und grad jetzt bimmelt es mir laut und deutlich ins Ohr. Ich habe dich gehört, murmle ich. Zeit für einen Neuanfang. Aber ich weiss nicht genau, was. Oder wie.
Es ist wahr. Ich weiss nicht genau, wie. Oft denke ich, dass ich die Welt überhaupt nicht verstehe.
Es braucht Mut in sie hineinzugehen, mit ihren seltsamen Regeln, ins Leben, den Lärm, dahin, wo andere Menschen sind.
Dahin, wo ich gesehen werde.
Ich höre den Glocken zu, die das Altbekannte ausläuten. Vorsichtig und zögerlich.
Dann erinnere ich mich: meist ist der Montag nicht so schlimm, wie sonntags noch gedacht.