Alltagsrudern & Drachenzeiten

Hello! Ich bin’s. Die Queen des Alltags. Ähem, fast. Trotzdem bin ich erstaunt, wie leicht ich in den Alltag mit den beiden Mädels eingetaucht bin, jetzt, da Himselfs Vaterschaftsurlaub zu Ende gegangen ist, der Tag, den ich mehr befürchtete als… die Zahnarztkontrolle vielleicht, oder das unvermeidbare Eintrudeln der Steuerrechnung.

Der Tag, der damals beim grossen Mädchen den Start in ein komplett anderes Leben mit neuer Rolle bedeutete, ist diesmal ein Zurückfinden ins Altvertraute. Das hilft. Auch wenn ich manchmal ganz schön ins Schwitzen komme und kaum noch weiss, wo oben, wo unten ist. 

In diesen Momenten habe ich meine kleinen Hilfsmittelchen. Bewusst zu atmen etwa und mich zu erinnern: in der Ruhe liegt die Kraft. So segle ich durch ganz schöne Stresswellen. Oder meinen Frieden, den ich mir wie ein Licht in der Nacht vorstelle. Auch wenn dies vielleicht seltsam klingt: helfen tut es. Und das ist die Hauptsache, denn eines will ich nicht: ein fauchender Mamadrachen sein. Der würde nämlich manchmal ganz gerne ein bisschen Feuer spucken. Vor allem wenn es ihm zu laut wird, er ist nämlich eigentlich ganz gerne in seiner ruhigen Höhle, schnuppert an Blumen, beobachtet die Wolken und träumt vor sich hin.

So lerne ich, mitten im Alltag 5 Minuten Höhlenzeiten zu finden und diese mit ganzem Drachenherzen zu geniessen. Und dann, statt zu fluchen, zu atmen. Auf 4 ein, auf 7 aus, weiter und weiter, bis es sich fast anfühlt wie in einer Drachenhöhle.

Denn es ist einfach, „entspannt“ entspannt zu sein. Die wirkliche Kunst ist, entspannt zu bleiben, im lärmigen, bunten, chaotischen und manchmal ganz schön anstrengenden Alltag. Ich erinnere mich – auch das wird vorübergehen. Ich segle durch Träume. Rudere durch den Alltag. Mal unter heiterem Himmel, mal unter Gewitterwolken, durch Wäscheberge, dreckiges Geschirr und über Legosteine.

Ich werfe Anker aus. Was ist mir wichtig? Ich will liebevoll sein und liebevoll bleiben, egal was. Egal, ob ich schon 10 mal gesagt habe, steig doch jetzt in den Autositz. Egal, ob der zweite Kaffee bereits auch schon wieder kalt geworden ist und das grosse Mädchen schreit und das kleine Mädchen weint und mein Magen knurrt. 

Wir geben uns kleine Freiheiten, Himself und ich. So etwa heute Abend, als er alleine mit der kleinen Fee im Tragi loszieht, hinunter zum Sumpf und zum Fluss, um in Ruhe zu fotografieren. Lily ist entsetzt, als er ohne sie geht. Komm, wir gehen auch fotografieren, tröste ich sie und wir schlüpfen in unsere Schuhe und ziehen uns eine Jacke über. Draussen ist es frisch. Ich gebe ihr mein Handy und sie findet viele schöne Dinge, die sie mit der Kamera einfangen will. Das o schön, meint sie und fotografiert Blumen und Pferde, den Mond und mich. 

Beim Zubettgehen lege ich mich zu den Mädchen und rieche an ihren Köpfchen. Auch das wird vorübergehen, flüstert das Leben mir zu. Geniesse ihn, diesen kostbaren Moment. Die kleine Fee kuschelt sich ganz nah. Einmal wirst du ohne mich zurecht kommen müssen, sagt die kleine Stimme in mir. Ich möchte mir die Ohren zuhalten. Bringt nichts. Die innere Stimme, wenn auch klein, ist trotzdem laut. Ich streichle ihren Kopf, die weichen dunklen Härchen. Noch nicht. Noch kann ich ihr das Wichtigste geben. Liebe, übervoll.

Sie schlafen. Tief und fest.

Ich träume.

Von Birkenwäldern, von Dunkelheit und einer Nacht, die nur mir gehört.

Share this Post

Kommentar verfassen