Diese wundersame Welt, eine Schreibblockade und ein Bücherclub

Da ist sie, ganz plötzlich und grinst mich an, nicht sonderlich nett, um ehrlich zu sein.

Guten Morgen, Schreibblockade. So sitzen wir vier jetzt also: sie, ich, mein leerer Bildschirm und der mittlerweile kalte Kaffee.

Hier könnte was Schlaues stehen. Aber na ja, Schreibblockade eben. Sie hat übrigens beschlossen, heute noch ein bisschen zu bleiben. Koche uns halt einen frischen heissen Kaffee, stelle die guten Güezi auf, höre dem Regen zu und erzähle euch stattdessen, was ich gelesen habe.

Ein wundersamer Welt Bücherclub sozusagen. Kennt ihr Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse von Thomas Meyer?

Es war locker zu lesen, unterhaltsam, und wenn man mal von den vielen und unnötigen Stereotypisierungen wegsah, ein gutes Buch. Insbesondere über die Szene, in der Motti (der «Hauptdarsteller») betrunken und verliebt sein Rad schiebend nach Hause läuft und darüber nachdenkt, ob

«die Geschichten wirklich alle schon geschrieben sind und einfach von uns umgesetzt werden oder ob wir sie nicht vielmehr durch die Masse unserer Entscheidungen, die wir jeden tog zu Hunderten treffen, selbst gestalten. Mir gefielen beide meglechkajtn und ich betrachtete die Schritte, die ich im Schein der Laternen tat, mol in die einen, mol in der anderen Weise: bald als unausweichliches Streben einem unbekannten Schicksalspunkt zu, bald als flotte Promenade ohne Absicht; wie es mir gerade passte – Dann blieb ich stehen. 

«Quä!», machte eine Ente im waser. 

Ich streichelte die Laura-Stelle an meinem halds.

Dann jene in meinem Herzen. 

«Quä!» machte die Ente. «Quä!».

Über allem, weit oben, grinste die lewojne als schmale Sichel. Und da erkannte ich das Geheimnis: Die Geschichten sind tatsächlich schon geschrieben, aber wir können sie verraten und uns mit dazu. Wir können so leben, wie wir glauben, leben zu müssen oder nicht anders leben zu können, doch es wird immer ein Leben geben, wie es für uns gemeint ist; es ist jenes, das uns am glücklichsten macht und das uns zu unserer wahren Grösse erhebt; was auch immer der prajs dafür sein möge und wie viel auch immer wir dafür auf uns nehmen müssen. Ich beschloss, jenes Leben zu suchen und zu finden. «Quäquäquä!» machte die Ente, als wäre sie völlig einverstanden».

Manchmal passt dieses schön vorgeschneiderte Leben einfach nicht ganz, auch wenn wir den Bauch einziehen und die Ärmel langzupfen. Es ist so einfach, das Leben nach Nähanleitung zu leben, auch wenn es hier und da etwas drückt und zwickt und zwackt und eine schlummernde Sehnsucht da und dort aufwacht und einen aufzuwecken versucht, bevor auch sie wieder einschläft.

Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse ist ein Buch übers jung sein, verliebt sein, übers ausbrechen und sich selber finden. Über die schwierige Frage, was wir den eigentlich vom Leben möchten; beziehungsweise das Leben von uns möchte.

Grad heute an diesem Regennovembertag, könnte ich übrigens auch so eine Ente brauchen, die meine Träume und Ideen unterstützend bequakt, denn mir, mir fehlt manchmal der Mut.

Bin dann mal an der Aare eine suchen und euch, euch wünsche ich allen einen wundersamen, wunderbaren Tag!

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