Diese wundersame Welt, die verflixten 40Grad und Coupe Baileys

Das Ferienpech verfolgt uns, oder besser gesagt sind es die verflixten 40Grad, die meinen Plänen immer wieder einen Strich durch die Rechnung ziehen.
Im Frühling fuhren wir nicht wie geplant in die Camarque, aber mit 40 Grad Fieber zum Arzt. Diesmal traf es unsere Französischeatlantikküstenpläne. Ich hatte gepackt als ob wir nach Usbekistan auswanderten, so mit Zeckenpinzette UND normaler Pinzette. Unterhosen. Handwaschmittel. Ein Laufgitter. Plunder und Plunder.


Aber ich war bereit und eigentlich fing alles auch ganz gut an, wir fuhren los und Himself kaufte zum Frühstück Weggli und Caillerschoggistängeli. Das Abenteuer konnte beginnen.
Frooonkreisch allerdings war tre tre schoo, mit den 40 Grad Aussentemperaturen, tro schoo für uns und unser Gefährt ohne Klimaanlage, tro schoo für Lily in ihrer Babyschale. Frankreich erwies sich als unbezwingbar. Jetzt verschanzen wir uns in den Bergen, obschon ich mich aufs Meer gefreut habe, als ob ich einen alten Freund endlich wieder sehen könnte. Ich freute mich auf das Glitzern und Rauschen, auf die Weite und die Geschichten, die das Meer erzählen mag, wenn man ihm genau zuhört. Ich sah uns schon lange Strandspaziergänge machen und auf den weiten, glitzernden Teppich zeigen und sagen, schau, Lily, das ist der Atlantik. Die Zeit wäre weit und lang und greifbar, und ich würde sie nehmen, mit beiden Händen und sie festhalten und wir würden auf dem Gasring Reis kochen und später eine Kerze anzünden und uns mit weinrotgemalten Lippen alte Geheimnisse zuflüstern.

Ich würde zum Holländer mutieren, zu der Spezies genauergesagt, die quer durch Frankreich fahren, um ihren Urlaub in einem 20m Radius rund um den Wohnwagen zu verbringen, die Beine meist irgendwo hochgelagert, das Bier griffbereit und den mobilen TV eingeschaltet.
Gäbe es die verflixten 40 Grad nicht, wäre ich jetzt bestimmt schon so einer, einfach ohne das Bier, den mobilen TV und den holländischen Pass.
Aber ich würde in meiner Hängematte liegen und den Wellen und ihren Geschichten zuhören und die weissen Wolken in einem uferlosen blauen Himmel betrachten, mit Sonne und Salz auf meiner Haut und Sand zwischen den Zehen und eines Morgens vielleicht mal ein bisschen Regen auf dem Autodach, es gäbe Baguettes und pains au choc und ich würde draussen Kaffee kochen und ansonsten das beste Geschenk des Sommers annehmen, nämlich das NICHTS TUN. Okay, Lily würde uns zwar ab und an etwas auf Trab halten, aber sie würde meist fröhlich und vergnügt in ihrem Laufgitter spielen, krabbeln und brabbeln, vielleicht bereits mit einem leicht frooosösischem agso.

Hier in den Bergen ist es zwar schön, aber auch so bekannt. Und die einzige Möglichkeit hier Holländer zu sein ist extra, extra langsam um die Kurven zu fahren.
Vielleicht werde ich genau das tun.

Ah, fast vergessen, etwas Gutes habe ich doch zu berichten. Ich habe meinen iPad dabei und WLAN und mir vorgenommen, ganz viel Zeit damit zu verbringen, Stranger Things zu schauen.

Over & Out.

Stimmt, zur Coupe, fast hätte ich es vergessen.
Denn kochen tue ich nicht. Dafür ist es mir zu heiss! Stattdessen stecke ich meinen Kopf solange in den Tiefkühler, bis sich an meinen Wimpern und Augenbrauen Frost ansammelt und ich mir glaubhaft vorstellen kann, ich sei Polarforscherin auf Expedition. Dann nehme ich die Vanilleglace heraus, gebe 2 – 3 Kugeln in ein Glas und nach Gefühl etwas Baileys dazu.

Share this Post

1 Kommentar

  1. witzig, spannend, unerwartet, überraschend. Ich bin begeistert

Kommentar verfassen