Ein zweiter Geburtstag und wie ein Anästhesist mich zum Nachdenken brachte

Heute ist Lilys zweiter Geburtstag und ich erwache genau zur selbe Zeit, im fahlen Septemberdämmerlicht, wie ich damals die erste Wehe spürte. Um 06:08. 

Heute blinzle ich nur kurz und drehe mich nochmals zur Seite. Damals waren meine Augen offen und ich hellwach und nervös, aber nicht besonderst änglich, denn so schlimm wird dieses Kinderkriegen nicht sein, dachte ich mir noch, aber Mannomann, wie sehr ich mich getäuscht hatte, genau wie kürzlich beim Covidtest.

Es tut weh. Eine Stunde später (also nach der ersten Wehe, nicht nach dem Covidtest) konnte ich bereits nicht mehr laufen. Die folgenden Stunden sind irgendwie verschwommen. Ich weiss bloss noch, dass ich in einer klitzekleinen Wehenpause schnaufte, ich sei jetzt bereit für das Morphiumpümpchen und die Hebamme meinte dafür sei ich noch VIEL zu früh dran, aber wie wärs mit was Homöopatischem und ich keuchte, dann nähme ich halt die SCHEISSEPIDURALE und Himself meinte, jetzt halte aber wirklich still und dabei etwas blass wurde. Sobald die Schmerzen nachliessen meinte ich, es tue zwar jetzt weniger weh, aber da sei so ein Druck und die Hebamme meinte, hui, Sie sind ja viel weiter als ich dachte, Zeit zum Pressen und dann, wir bräuchten Wehenmittel, da ich wegen der Epiduralen nämlich keine mehr hatte.

Ich meinte ich brauche Cola und Himself gar nichts.

Dann, um 12:08 kam Lily mit neugierigen Augen auf die Welt und sie war PERFEKT und mir war egal, was irgendwer meinen könnte, denn da war nur diese Liebe, die war grösser als die Welt.

Der Anästhesist kam ins Zimmer; er betrachtete Lily und meinte nachdenklich heit Sorg zunand. Das brachte mich zum Nachdenken und noch heute denke ich manchmal an genau diese Worte. Denn selbst bei einer Liebe grösser als die Welt, könnte man den anderen manchmal zum Mond schiessen. Dann, genau dann, denke ich an seine Worte.

Jetzt gehe ich Kuchen backen. Ich wünsche allen einen schönen Tag. Heit Sorg Zunand!