Diese wundersame Welt, Pu der Bär und ein Apfelrisotto

Lily ist krank. So richtig. Zum ersten Mal. Sie liegt neben mir im Bett, ganz blass und unwohl und klein und ankuschlig, bloss nicht alleine sein will sie jetzt! Also bleibe ich liegen, neben ihr, den ganzen Tag. Das gibt mir Zeit für meine neuste Obsession: Bücherschlussätze lesen und nach Schönheitsgrad zu ordnen. 

Unter die Favoriten geschafft haben es:

Wuthering Heights  (Emily Brontë)

«Ich verweilte ein wenig bei Ihnen unter dem milden Himmel, sah die Nachtfalter zwischen Heidekraut und Glockenblumen umherflattern, lauschte dem sanften Wind, der mit einem leichten Hauch übers Gras strich, und fragte mich, wie irgend jemand glauben konnte, die Schläfer in dieser stillen Erde schlummerten nicht in Frieden». Was für ein versöhnliches Ende für eine dunkle, dunkle Geschichte, die sich am Besten an einem stürmischen Herbsttag liest. 

Die grössere Hoffnung (Ilse Aichinger) 

«Über den umkämpften Brücken stand der Morgenstern». Soooo traurig. Und doch so hoffnungsvoll. 

Pu der Bär baut ein Haus (A.A.Milne)

«Wo immer sie auch hingehen und egal, was ihnen unterwegs wiederfährt, an diesem verzauberten Ort oben im Wald spielen immer ein kleiner Junge und sein Bär». Es gibt ja eh selten ein Buch mit so vielen Weisheiten wie Pu der Bär. Ich könnte einen ganzen Eintrag nur darüber schreiben!

Oh What a Paradise It Seems (John Cleever)

But that is another tale, and as I said in the beginning, this is just a story meant to be read in bed in an old house on a rainy night». Da will ich sein, in einem alten Haus, in einer Regennacht, mit einem Buch und ganz viel Zeit.

«Nachdenken über Christa T. (Christa Wolf)

„Wann, wenn nicht jetzt?“

Wann, wenn nicht jetzt? Dieser einfache Gedanke hat mir schon oft dabei geholfen aus meinem Komfortzonenpanzer zu schleichen.

Und ja, manchmal bedeutet «Jetzt» auch einfach den ganzen Tag neben dem kranken Kind liegen zu bleiben, zu wärmen, zu trösten, nah zu sein und das Aufräumen und Geschäftigsein auf das Morgen, auf bessere Tage zu verschieben. 

Ich koche ein Apfelrisotto. Kochen neben Kleinkind kann ja eh schon, was ist das Wort? – genau, anstrengend, sein. Kochen mit krankem Baby, das grad gar nicht allein sein will, ist nicht nur anstrengend. Es ist fürchterlich. Deshalb warte ich, bis meine Schwester und Lilys Gotti (ich nenne sie hier mal Big T.) zu Besuch kommt und das Trösten und Nahesein übernehmen kann. (Sie war grad in Bern und hat anstelle des Zuges zurück nach Basel den in unser Käffchen genommen, zum Glück!).

Jedenfalls koche ich jetzt ein Risotto, nebst Nudeln mit Tomatensauce oder Ofenlachs Lilys Lieblingsessen, und überlege mir, wie ich wohl am ehesten ein paar Vitamine reinschmuggeln, die sie nicht mit spitzen Fingern gleich wieder hinaus picken kann. Also Lily. Nicht Big T.

Ich brauche (für 4 Personen)

  • 1 Zwiebel, gewürfelt
  • 1 Knoblauchzehe, gepresst
  • 20g Butter und wenig Olivenöl
  • 400g Risottoreis
  • 200ml Weisswein
  • ca.1 Liter Gemüsebouillon
  • 3 – 4 Äpfel, geschält und gerieben (wichtig ist, eine süss – säuerliche Sorte zu nehmen, wie etwa Braeburn oder Cox Orange, denn das Risotto braucht sowohl die Süsse wie auch das Saure. Süsses UND Saures, sozusagen)
  • 2 TL Crème fraîche (optional)
  • 70g Parmesan, gerieben

Die Zwiebel in der Butter und/oder dem Öl bei niedriger Hitze 5 -10 Minuten anschwitzen, bis sie schön weich sind. Den gepressten Knoblauch dazu geben, kurz mitanschwitzen, den Risottoreis dazugeben, unter Rühren glasig werden lassen, mit dem Weisswein ablöschen, diesen einköcheln lassen, die Äpfel schälen und auf einer grossen Reibe in feine Späne reiben, dazu geben, immer genügend Bouillon dazugeben, so dass der Reis leicht bedeckt ist, wieder etwas einköcheln lassen, dann wieder Bouillon dazu geben und dabei häufig rühren.

Ab 20 Kochzeit sollte das Risotto gut, sprich das «Äussere» weich sein, der Kern aber noch einen leichten Biss haben. Regelmässig probieren, sobald dieses Stadium erreicht ist, den Topf von der Hitzequelle nehmen (es kann sein, dass nicht die ganze Bouillon gebraucht wird, da die Äpfel auch noch Flüssigkeit mithineinbringen), kurz abkühlen lassen, dann die Crème fraîche und den geriebenen Parmesan unterrühren.

PS: das Risotto schmeckte. Selbst der kranken Lily. Und Big T. meinte nach der zweiten Gabel «doch gut, bin ich noch hergefahren». Ein voller Erfolg, sozusagen. 

Und ach was solls, ich kann einfach nicht widerstehen. Hier noch einige wichtige Lebensweisheiten aus Pu der Bär.

«Sollte es jemals ein Morgen geben an dem wir nicht zusammen sind, darfst du eines nie vergessen: Du bist tapferer als du glaubst, stärker als du scheinst und intelligenter als du denkst. Aber am wichtigsten ist, auch wenn wir nicht zusammen sind, so werde ich doch immer bei dir sein»

«Du darfst nicht immer in deiner Ecke des Waldes bleiben und darauf warten, dass die anderen zu dir kommen. Manchmal musst du auch zu ihnen kommen». 

«Man sagt, nichts ist unmöglich, aber ich tue jeden Tag nichts». 

«Nun, sagte Pu, «am liebsten mag ich», und dann musste er erst mal nachdenken. Denn Honigschlecken war wirklich eine ganz tolle Sache, doch da war auch noch der Moment, kurz vor dem Essen, der sogar noch besser war als das Schlecken selbst, aber er wusste nicht, wie man das nannte». 

«Man muss einfach jemanden respektieren, der Dienstag buchstabieren kann, auch wenn es nicht ganz richtig ist. Aber Buchstabieren ist nicht alles. Es gibt Tage, an denen es einfach nicht zählt, ob man Dienstag richtig buchstabieren kann». 

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