Vom Zeitaufbewahren und Orangenkuchen
Meine Schwester meinte sie gehe nur morgens joggen, bevor ihr innerer Schweinehund erwache. Hahaha.Meiner ist auch ein Langschläfer, definitiv. Ich liebe die Morgenstunden und meist nütze ich sie, um mit Lily nach draussen zu gehen. Dort müssen natürlich alle altbekannten Freunde begrüsst und bestaunt werden. Guten Morgen Luna, liebe scheue Nachbarskatze. Guten Morgen, Ziegen. Guten Morgen, Pferde, Kühe und Autos, Bäume, Blätter und Blumen. Guten Morgen, Nachbarin. Guten Morgen, ihr Hund.
Und dann kommen wir zurück, erfrischt und meist froh. Der Schweinehund gähnt. Schnell! Bevor er ganz aufwacht, erledige ich das Wichtigste. Maschinen starten, Wäsche verräumen, Znüni essen. Dann ist schon wieder Zeit fürs kochen und essen, Lieblingsbuch anschauen und kuscheln. Irgendwie habe ich dabei oft so das gruslige Gefühl, dass die Zeit zu schnell rennt, viel zu schnell, um genau zu sein, und dass Tag um Tag einfach so zerrinnt. Manchmal möchte ich sie aufhalten, festbinden, was weiss ich, pressen und ins Album kleben, wie eine schöne Blume, viele kleine schöne Erinnerungen schaffen, wie schön aufgezogene Perlen, wilde Blumen, helle Tage, die irgendwo bleiben, im Kopf, im Herz, hoffentlich ganz lange noch bevor auch sie anfangen zu verblassen und irgendwann dann verschwinden… hui, das wurde jetzt irgendwie düster. Aber ist doch wahr.
Ich möchte irgendwann im Altersheim eine ganze Auswahl an schönen bunten Erinnerungen besitzen, die ich hervorkramen und darauf herumkauen kann und Frau X., meiner Zimmergenossin, immer und immer wieder erzählen kann. Hihi, Frau X., die arme Seele, die tut mir jetzt schon leid.
Ich nehme mir bereits jetzt, in den «letzten Tagen» dieses Jahrzehnts Zeit nehmen für Erinnerungen… an Schönes, Trauriges, Erlebtes und Nichtgelebtes, an Reisen, an neu gewonnene Freunde und verlorene Freundschaften, an Menschen, die nicht mehr da sind, an Geschichten die lustig waren, oder vielleicht auch peinlich oder beides. Mir Zeit nehmen, für viele bunte Erinnerungsbonbons.
… und irgendwo habe ich gar die Zeit gefunden, in der Küche zu experimentieren und zu backen… und bin jetzt mit diesem Orangenkuchen eigentlich ganz zufrieden…
Zuerst habe ich eine Art Joghurtkuchen ausprobiert, mich aber dann doch für einen klassischen Sponge als Basis entschieden… Mehr zum klassischen Sponge zu lesen gibt’s im Beitrag «halbe Geburtstage und ein Kuchen».
Ich brauche für den Sponge:
- 130g Butter
- 130g Zucker
- Zeste einer Orange
- 2 Eier
- 130g feines Mehl
- 1 gestrichener TL Backpulver
- Ca. 1 EL Orangensaft
Für den «Sirup»
- Saft von 3 Orangen (ca. 350ml)
- 100 ml Wasser
- 40g Zucker
- Vanilleglace
Eine 25cm Springfrom mit Butter einfetten, mit Mehl bestreuen und den Boden mit Backpapier auskleiden. Den Ofen auf 180° Ober – Unterhitze vorheizen. Die Butter und den Zucker cremig schlagen, bis die Mischung leicht und hell wirkt. Die Zeste und dann ein Ei nach dem Anderen begeben, zwischendurch immer gut mixen. Das Mehl und das Backpulver in eine Schüssel sieben und portionenweise zur anderen Mischung geben und unterrühren. Anschliessend einen Schluck Saft aus der Orange dazugeben und alles gut mischen (den Rest der Orange brauchen wir anschliessend für den Sirup).
Das Ganze in die Springform füllen, glattstreichen und 30 – 35 Minuten backen.
Für den Sirup 3 Orangen auspressen, den Saft zusammen mit dem Wasser und dem Zucker unter Rühren aufkochen, anschliessend ca. 15 Minuten einköcheln und reduzieren lassen.
Sobald der Kuchen fertig gebacken ist, ihn in der Form etwas abkühlen lassen, dann mit einer Gabel mehrfach einstechen und den ebenfalls etwas abgekühlten Sirup darüber giessen. Mindestens 30 Minuten einziehen lassen. Wenn nötig, kann vom Restflüssigkeit vom Rand wieder über die Mitte gegeben werden.
Wichtig: der Kuchen MUSS mit einer Kugel Vanilleglace gegessen werden!;-)
Damit wünsche ich eine schöne Weihnachtszeit und bis im neuen Jahr!