15 Minuten

Jeden Tag versuche ich zu schreiben. Ein bisschen jedenfalls, 15 Minuten, nehme ich mir vor. Während ich vor dem blinkenden Curser sitze, verstecken sich meine Schreibgedanken eifrig, hinter Töpfen und unter Pfannendeckeln und selbst im staubigen Sofaspalt. 15 Minuten, sage ich mir, komm schon.

Warum? Weil Schreiben einzig und alleine meine Zeit ist, nur für mich. Weil ich manchmal genug habe vom „draussen“ hören/ sehen, von Nachrichten und Serien & Co. und ich den Flussverlauf ändern will; was von drinnen nach draussen tragen.

Doch nun, am Küchentisch, in der Ruhe nach dem Insbettgehsturm, vor mir eine brennende Kerze und eine dampfende Tasse Tee… nix, rien, nada. QuatschmitSauce, schreibe ich nun, oder leicht verzweifelt und mit gerunzelter Stirn was in der Art wie: heute war ein schöner Tag. Lust zu kochen hatte ich nicht. Die Fee weinte viel und das grosse Mädchen schrie nach „Ei Minüggel“ (Eine Minute nüggelen, hihi).

Dann wiederum flattern mir die Ideen und Worte im dümmsten Moment in den Kopf, dann, wenns gar nicht passt, mir das Abendessen anbrennt etwa, oder ich dem grossen Mädchen eine Geschichte erzähle, oder die kleine Fee tröste, genau dann flattern sie herein und es juckt mich in den Fingerspitzen. Die Worte funkeln und glänzen, werden säuerlich, weil ich sie nicht beachte und verkriechen sich dann. Weg sind sie. Selbst wenn ich sie noch knapp erwische und doch irgendwie in die Tasten haue, glänzen tun sie nun nicht mehr und werden schliesslich nach „Geschreibsel“ verbannt.

Dann gibt es die Momente, die ich unbedingt aufs Papier bringen will und festbinden möchte, obschon sie bereits weiss, dass sie eigentlich nur erlebt werden können. Vielleicht ist es eine Stimmung, etwas, das zwischen den Zeilen lebt. Das Licht des Nachtlichts etwa, oder der Sturm, der ums Häuschen geistert, Lilys Stimme, die die EinschlafBärengeschichte ganz genau nacherzählt. „In der einen Tatze hält er sein Bärenbuch, in der andern den kleinen schlafenden Bären“ murmelt sie und schläft dann selber ein, neben ihr die Fee, die sich schon vor einem Weilchen auf die Seite gedreht hatte. Alles ist still, bis auf das tiefe Atmen und das fiese Ticktack der Zeit. Bald beginnt der neue Alltag. Ich überlege mir, was ich alles noch bereitlegen sollte; für mich und die hütenden Grosseltern, ob ich noch den Küchenschrank aufräumen sollte, der chaotischer ist als der Feierabendverkehr in Marseille, aber ach, was soll’s. Ich freue mich auf das neue Stück Alltag, das sich anfühlt wie ein neues Stück Freiheit – und gleichzeitig wie ein klitzetrauriger Abschied. Seltsam. Wahrscheinlich bin ich einfach grad ein bisschen nostalgisch. Ich schreibe in mein Dankbarkeitsbuch.

Ich bin dankbar für heute. Ich bin dankbar für den Regen. Ich bin dankbar für morgen. Was auch immer morgen bringt. Gute Nacht, ihr Lieben ✨

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5 Kommentare

  1. Gute Nacht Du Liebe – so schön Deine Zeilen aus dem Leben, wie das Leben eben ist. Drücke Dich, Susanne

    1. Danke dir und drücke dich zurück. Draussen beginnt es grad zu regnen 💦✨

      1. Wir hoffen auch auf Regen. Die Regen tonnen sind alle leer.

  2. Ich fühle mit dir. Die besten Schreibideen fliegen mir auch in ganz unpassenden Momenten zu. Meistens, wenn meine Kinder die volle Aufmerksamkeit verlangen und ich noch nicht einmal die Gelegenheit für kurze Notizen habe. In meinem Kopf perfekte Wörter und Sätze verschwinden dann und können abends dann oder am nächsten Tag nicht einfach wieder zum Vorschein geholt werden. Aber alles hat seine Zeit denke ich. Und übe auch mich in Dankbarkeit,

    1. Mir gefällt der alles hat seine Zeit Gedanke 💙

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