Perlmutter

Immer öfter scheine ich über fiese Alltagsberge zu schreiben, über Geschnaube und Gefauche, dunkle Wolken, wenig Schlaf, Weltschmerz, Sehnsucht und Enge. Doch heute nicht, denn heute will ich über Schönheit und Alltagsperlen schreiben, wie etwa über den ersten Schluck Kaffee, über Lily, die kurz aufschaut, i bi stolz uf di, Mama murmelt und weiterspielt. Über tanzendes Sommerlicht hinter grünen Blättern, erste Schritte, so viele erste Schritte, eine gesunde Entwicklung. Lily und ich und ein grosses, kugelrundes Lachen, eines, das Bauchweh macht und den Tag gleich hundert mal schöner. Ein Spaziergang über einem weiten Feld, Regen auf dem Dach, der Duft von frischer Wäsche, eine Fee, die mit Wackelschritten ihre Welt erforscht und diese immer grösser werden lässt, über eine stolze Spielgruppenlily und damit ein neues Stück Freiheit.

Über Kuscheln auf dem Sofa, bunte Bücher, Geschichten überall um uns herum. Die beiden Mädchen, die miteinander spielen, ich, die in Ruhe einen Kaffee trinken kann, Sonnenlicht, das durchs Fenster fällt. Die Ruhe nach einem grossen Trotzanfall, das gute Gefühl, wenn ich meine Trotzdemruhe bewahren konnte. Das Verständnis, wenn nicht. Ein Regenbogen, Baden an einem besonders heissen Tag, Lily und die Fee, die quietschend und lachend durch eiskaltes Gartenschlauchwasser rennen. Rotwein, Mond, Schlaf und Träume.

Wahnsinn, ich könnte noch lange genauso weiterschreiben und euch damit fürchterlich langweilen, doch es gibt so viele Perlenmomente, dass es für ein ganzes Juweliergeschäft reichen würde. Es tut gut, den Fokus bewusst auf das Schöne zu lenken und so flattern mir immer mehr Gedanken in den Kopf und damit auch mehr Ideen für einen sanften Alltag; Zwiebelhautideen, in verschiedenen Schichten.

Die äusserste Schicht ist oberflächlich und offensichtlich. Sie betrifft meinen Raum und was mich darin wohl fühlen lässt: schöne Musik, eine Kerze, angenehmes Licht, Pflanzen, vielleicht ein Duft. Nicht zu vollgestellte Oberflächen, nicht zu gepützelt, Herrjesses nein, denn dafür fehlt mir schlichtweg die Zeit, aber mit Raum zum Atmen und Platz zum Spielen. Spielsachenminimalismus, Spielsachenrochaden: welche wandern in den Keller, welche wandern zurück und werden freudig begrüsst, denn trotz Kellerstaub tragen sie nun neuen Glanz. Bewusst Schönheit und Feierlichkeit in den Alltag bringen; der Sabbat tanze nicht einfach so herein, man müsse ihn bewusst einladen. Stimmt eigentlich. Darum, dass schöne Kleid, das weisse Tuch, das gute Essen. Blumen, ein Buch und ein zur Seite gelegtes Handy. Einfach so.

Die zweite Schicht als das Miteinander. Die Geschenke, die ich den Kleinen jeden Tag machen kann: das echte, tiefe, schön – bist – du – da – Lächeln. Umarmungen. Die speziellen Momente; eine Geschichte, ein Lied, ein Spiel. Gemeinsam gelebter Alltag: zusammen die Pflanzen giessen, die Wäsche wegräumen, Brot backen…

Die Ich – Schicht: Wo finde ich meine Perlen? Wie das Sturmauge, wenn rundherum Chaos herrscht? Wo die Ruhe für die Kraft und die Kraft für die Ruhe?

Die Dankbarkeit – Schicht: Manchmal für Grosses, oftmals für Kleines. Für Pausen. Fürs Lachen und fürs Nichtperfektseinmüssen.

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