Meerblau, zypressengrün, lavendel

Wir packten unsere Koffer und Taschen und dann, an einem frühen Frühsommermorgen zogen wir los – über graue Strassen durchs grüne Mittelland, den Blick auf den Jura, auf Weinberge, den grossen See, über die Grenze nach Frankreich und immer weiter in Richtung Süden, vorbei an Walnussbäumen, alten Burgen, schroffen Felsen, dichten Wäldern und trockenem Land. Provencezypressen, mittelalterliche Dörfer auf Hügeln, die Kirche wie eine fette Spinne mittendrin, und dann, irgendwann – das dunkle Glitzern des Mittelmeers.

So begannen unsere ersten richtigen Familienferien, weit weg von Bergen und Altvertrautem. Ich musste mich erst daran gewöhnen und auch daran, selbst vor neuen Kulissen mehr Alltag mitzuschultern, mehr Verantwortung und weniger Lesestoff, aber es tat gut, einfach wir vier zu sein, digital detox inklusive. Es tat gut, den Radius klein zu halten: ein bisschen Strand, ein bisschen Provence, ein bisschen Tourifalle hier und da, ein bisschen Pool (okay, ganz ganz viel Pool, Lily liebte den Campingpool heiss und innig), ein bisschen Cappuccino, ein bisschen Rosé, ein bisschen Meeresbrise. Viel Sonne und die ständige Suche nach Schatten.

Die Tage waren klebrig von Sonnencreme und so rochen sie auch – und auch nach Baguette und Salz und Meeresalgen. Sie waren leicht und ich irgendwie auch, trotz all der pains au choc und éclairs… Manchmal vermisste ich Ferien wie früher – mit Zeit so weit wie das Meer. Dann erinnerte ich mich: kleine Momente reichen, kleine Momente, in denen ich richtig hineinhöre, in das grosse blaue Rauschen hinein. Kleine Momente, in denen ich Farbtupfer sammle und mit nach Hause nehme: meerblau, zypressengrün, erdrot, steppengelb, lavendel.

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