Das Glitzern…
Der Alltag zeigt sich gerade etwas grummlig. Er mault und schimpft und legt die Stirn in Falten und murmelt leise tststs.
Er verlangt so viel, oder jedenfalls denke ich das, und so wusle ich und werkle und manchmal, wenn ich kein Ende in Sicht sehe, maule ich gleich mit und stemme die Arme in die Seiten und murmle tststs. So gefalle ich mir selbst aber nicht. Und, schlimmer noch, gibt es mir das dumpfe Gefühl… zu wuseln, und nicht zu sein.
„Ich bekomme das nicht hin“, denke ich manchmal, wenn sich die Alltagsberge aufbauen und mir die Weitsicht versperren. Dabei sind die Berge manchmal gar nicht sonderlich gross. Aber ich fühle mich klein. Und vor allem… langsam. Selten kann ich mal an was bleiben, ohne unterbrochen zu werden.
Das ist okay. Eigentlich sogar gut, denn das Wesentliche findet sich selten auf einer to – do Liste. Dennoch sehe ich sie, die Berge und die Hügel. Manchmal hilft es mir, mich nicht auf sie, sondern bloss auf den nächsten Schritt zu konzentrieren, nur die nächsten 5 Minuten zu sehen, denn die kriege ich hin. Locker. Und die darauffolgenden auch. Dazu versuche ich eine gewisse Entspanntheit einzuladen, eine Ruhe und eine Lockerheit, die auch mal was grad lassen kann. Oder eben krumm.
Ausserdem habe ich jetzt eine Sportuhr. Ich mag sie… eigentlich… doch jetzt beginnt sie, mich pushen zu wollen. „Zeit für mehr Aktivität“ meldet sie sich plötzlich stinkfrech – während ich pfannenjonglierend in der Küche stehe. Kurzentschlossen ziehe ich sie Lily an, die gerade fröhlich auf dem Bett hüpft. Haha, ich freue mich schon drauf, Himself meine Tagesstatistik zu zeigen!
Wenigstens zeigt der Herbst sich von seiner goldigen Seite. Er blendet, ist bunt, warm und kuschlig. Er riecht nach erstem Nebel, nach Äpfeln, Kürbis und meiner uralten Lederjacke. Er lässt die Blätter tanzen und unter meinen Füssen rascheln. Wer weiss, vielleicht flüstern sie bereits vom Winterfrost?


Die Mädchen packe ich jedenfalls warm ein, suche nach Mützen und Schals, und nach dem Wind – und Wetterbalsam. Trotzdem sind ihre Backen am Abend manchmal rot wie kleine Herbstäpfel.
Wir packen die Pinsel aus und Lily bringt ihn zu uns hinein, den Herbst. Und ich meine Sehnsucht nach mehr Weite und mehr Meer.



Ja, ich mag den Herbst und seine Klarheit. Er will, dass ich wirklich hinschaue. In mich hinein und um mich herum, dahin, wo es unter Alltagsbergen glitzert. Denn manchmal, wenn wir dem Wunder ganz nahe sind, sehen wir den Zauber nicht mehr.
Sein Glitzern.
Das Funkeln.
Das Leben.
Nun glitzert und funkelt es in mir, nachdem ich Deine Geschichte gelesen habe. Sie erinnert mich an ein Buch, dass ich heute Morgen im Bett durchgeblättert habe: ‘Alle Farben des Leben’ von Lisa Asaito. Ein Buch mit zauberhaften Illustrationen – wie Deine Geschichte. – Ich habe auch grad das Gefühl, ich komme nicht mehr hinterher – deshalb mache ich mich jetzt auch mal auf die Suche nach den glitzernden Momenten. Lass es Dir gutgehen. Küßchen, Susanne
Das freut mich sehr! Da haben wir uns wohl gegenseitig inspiriert – denn ich suche jetzt die Stille, um die Akkus aufzuladen. Ganz ein schönes Wochenende wünsche ich dir! x