Schlaf? Bist du da?

Kennt ihr das, ein Ohrwurm ohne Melodie? Wenn man ein Wort oder einen Satz einfach nicht aus dem Kopf kriegt. Einmal turnte mir «Homunkulus» tagelang im Kopf herum. Diesmal wars noch schlimmer: «D Josiane het d Hosi an». Das Schlimmste war, es war ca. 4 Uhr morgens und anstelle des Schlafs schlich sich bloss Josiane immer wieder an. Arrrgh. Gut für sie, schlecht für mich. 

Schlaflosigkeit kommt mich eh regelmässig besuchen. Wir sind wohl besser befreundet als ich gerne möchte. Meistes bleibt sie ungefragt auch grad so 2,3 Nächte hintereinander, macht es sich im Bett gemütlich und flüstert mir Dinge ins Ohr, obschon ich den Kopf schon lange unterm Kissen versteckt habe. Meistens bleibt sie so lange, bis die Augenringe mondkratergross, der Kaffeekonsum gesundheitsgefährdend und die Laune dermassen schlecht ist, dass sich selbst meine alte Kommode am liebsten mit einem «gratis zum Mitnehmen – Schild» vor die Haustür stellen möchte. 

Dann zieht sie weiter, wohl um einen Nachbarn zu ärgern, ihr Zahnbürstli und Wechselwäsche lässt sie jedoch da, immerhin will sie bald wieder vorbeischauen. 

Nichts hilft, sie wirklich fernzuhalten. Weder der Abendspaziergang, noch das kein Bildschirm mehr vorm «Einschlafen», noch das warme duschen, noch der beruhigende Tee. Es ist, als hätte sie mir so glaubhaft eingeflüstert, dass ich ihr den Platz regelrecht anbiete. Ich kann wieder nicht schlafen, prophezeie ich mir. So könnte ich gradsogut einladend mit der Hand auf die Matratze klopfen, um sie anzulocken, die Schlaflosigkeit. Und der Schlaf, der sich so nicht gerne einfangen lässt, rennt mir hakenschlagend davon. Denk einfach an Nichts… meint Himself.

Aber den Schlaf nicht verzweifelt zu jagen, wenn ich ihn so dringend brauche, ist für mich fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Wahrscheinlich brauche ich schlicht und einfach eine unverkrampftere Einstellung zum Schlafen.

Und wenn der Tag halt doch trotz VIEL ZU WENIG Schlaf da ist und alles hell und lärmig ist und die Vögel viel zu laut zwitschern und ich funktionieren muss, denke ich mir, dass Ausnahmetage auch okay sind. Tage, an denen das Beste mittelmässig ist, Tage an denen auch Dinge liegen bleiben und in die ich zwischendurch ein Nickerchen einschmuggeln kann. Tage, an denen wir es uns vor dem Fernseher gemütlich und uns keine Gedanken um «wie es sein sollte» machen.

Wenn die Schlaflosigkeit ihren Höhepunkt erreicht hat, nehme ich mir so einen Ausnahmetag, ohne schlechtes Gewissen, denn das Wichtigste ist jetzt, doch noch ungefähr ausgeglichen und erträglich zu sein. Das bin ich mir und Lily und meiner alten Kommode gegenüber schuldig.

PS: so stelle ich mir eine friedliche, stille Nacht vor. Wieder gemalt nach einem Bild von Jane Palmer. Ihre Bilder sprechen einfach zu meiner Seele.

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4 Kommentare

  1. Zauberhaft, wie sich Deine beiden Häuser aneinander schmiegen, als würden sie sagen: ‚Komm, wir trotzen zusammen den schlaflosen Nächten!‘

    1. Mir gefällt dein Bild zu meinem Bild gerade sehr 😊

  2. Auch wenn dich Schlaflosigkeit quält, hast du daraus einen tollen Text gemacht, der mich zum schmunzeln gebracht hat. Danke.
    Wie du den Tag nach der schlaflosen Nacht überlebst, illustrieren die zwei Häuser auf dem Bild sehr gut. Ich habe das Gefühl, sie gucken aus zwei kleinen von Müdigkeit überschatteten Fenster-Augen und sperren weit gähnend die Haustüre auf. 😄
    Ich wünsche dir eine geruhsame Nacht. 😴
    Emma

    1. Liebe Emma, danke😊 mir gefällt sehr gut, dass sie weit gähnend die Haustüre aufsperren😄
      Ich wünsche dir ein schönes Wochenende! Nina

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