Von diesen Momenten, an denen die Decke auf den Kopf fällt und wie ein songtext den Tag rettet…

Da ist diese Sache mit den Deckeln. Ich bin neusterdings ein Dampfkochtopf. So ein alter, nicht ganz vertrauenswürdiger, einer, der gefährlich zischt. Wahrscheinlich bin ich kurz vor einer Dechu – Lüpfeten. 

Gleichzeitig fällt mir die Dechi langsam, langsam, in Zeitlupentempo, auf den Kopf. Eine üble Kombi. Lange war ich coronakollerresistent. Aber nicht mehr, Freunde, sie hat mich erwischt, die Sache mit den Deckeln. Ausserdem habe ich mir auf die Lippe gebissen und jetzt tuts weh wenn ich rede. Ich muss irgendwas tun, wo ich nichts sagen muss. 

Also packe ich Lily in ihr Wägeli (nur unter grossem Protest, sie ist jetzt alt genug um überall hin selbst zu laufen!!!) und atme dabei langsam aus, um ein klein bisschen Dampf loszulassen, genug, damit der Dechu auch drauf bleibt.

Ich will in den Wald. Ich brauche die Ruhe, denke ich mir. Es ist grün und üppig und es riecht gut, nach Bärlauch und Moos und Erde. Es ist ruhig, aber nicht still. Der Wald zwitschert und pfeift und raschelt und krächzt und ächzt, dann und wann. 

Überall ist Leben. 

Ich wünschte, ich wäre ein kraftvoller, lebhafter Wald, denke ich mir, das wäre doch besser als dieses Dampfkochtopfbusiness. Wer will schon eine traurige, alte, zischende Pfanne sein?

Ich nicht, aber ich weiss auch nicht, wie ich das ändern kann. Mir fehlt die Zeit für mich, in der ich Lily mal «abgeben» und joggen oder Pilates machen kann, oder ein Bild malen. Mir fehlt Zeit. Mir fehlt Weite. Mir fehlt das Meer, denke ich plötzlich, die Wellen und das Rauschen und der Geruch. Mir fehlen meine Freunde, andere Menschen, the mind of someone my equal, ja, da haben sich grad die Worte meinen Kopf geschlichen, ein Lied, Belle & Sebastians I want the world to stop.

I want the world to stop, give me the morning, give me the understanding, I want the world to stop, give me the morning, the afternoon, the night… Let me step out of my shell, that’s wrapped in sheets of milky winter disorder, let me feel the air again, the talk of friends, the mind of someone my equal. 

Ich summe und fühle ein klitzekleinesbisschen Weite, genug, um die Enge in mir erträglich zu machen und schreibe mir eine Liste mit all den Dingen, die mich frei fühlen lassen und die jetzt nicht möglich sind, aber irgendwann wieder möglich sein werden.

Wer weiss, vielleicht schon bald.

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2 Kommentare

  1. Nina 💐 di nöi Bitrag isch authentisch, offe, ehrlich, geit under d Hut.
    Es wot dier der Dechel lüpfe … glichzitig bewahrsch du dier es Mü Distanz zum Chochtopf –
    un es Vertroue, wo trotz allem, gueti wurzle het 🌷

  2. Ja, irgendwie hat es sich verändert. Ich finde es auch gerade etwas schwieriger. Ich war ein paar Tage in der Großen Stadt und es hat mich ganz schön geschlaucht. Bin froh wieder auf dem Land zu sein. In der Natur find ich mich wieder wie Du. Nen Drücker, Susanne

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